Rolf und Bettina Horn

1912
Geburt Rolf Horns als zweiter Sohn des Kaufmanns Hans Horn sen., dem Mitinhaber der W. Jacobsen AG, die in Kiel zwei Warenhäuser besaß.

1920er Jahre
Ausbildung zum Textilkaufmann

1933–1945
Expansion der wirtschaftlichen Unternehmungen der Familie Horn (Hans Horn gemeinsam mit den Söhnen Rolf und Herbert) • 1936 Übernahme der bereits arisierten, zuvor der jüdischen Familie Freudenberg/Mayer gehörenden Gerson GmbH, Betreiberin des traditionsreichen Kaufhauses Hermann Gerson mit Geschäften am Werderschen Markt und in der Tauentzienstraße in Berlin • 1938 Arisierung des jüdischen Damenmodengeschäfts Simon Arendt am Neuen Wall 35 in Hamburg • 

1938
Übernahme des exklusiven jüdischen Damenmodenhauses Kersten & Tuteur in der Leipziger Straße 36 in Berlin
Die ehemaligen jüdischen Eigentümer der Unternehmen nahmen sich entweder das Leben (Jacob Tuteur) oder wurden in Konzentrationslagern ermordet (Bertha, Helen, Hermann, Margarete Mayer, Rosalie Arendt [verstorben an den Folgen der Lagerhaft]); Georg Freudenberg gelang – nicht zuletzt, weil Rolf Horn für ihn die Reichsfluchtsteuer zahlte – die Emigration.
Einige dieser Informationen wurden erst 2020 bzw. 2023/24 durch Recherchen der Historikerin Dr. Monika Tatzkow zur Rolle der Familie Horn im Kontext der Arisierung jüdischer Unternehmen bekannt, die Bettina Horn beauftragt hat.

1939
Rolf Horn wird zum Kriegsdienst eingezogen und dient als einfacher Soldat • Geburt von Bettina Horn in Düsseldorf als Tochter von Otto und Elisabeth Trust. Beide führten vor und nach dem Zweiten Weltkrieg die Modeschule Düsseldorf.

Nachkriegszeit
Wiederaufbau und Expansion in West-Berlin und Hamburg durch Rolf und Herbert Horn • Beginn der Sammeltätigkeit mit Landschaftsaquarellen von Emil Nolde • Bettina Horn absolviert eine Schneiderlehre und anschließend eine Ausbildung zur Modedesignerin.

ca. 1953
Nach dem Tod von Hans Horn sen. wird dessen Druckgrafik von Emil Orlik, Max Liebermann, Käthe Kollwitz und Ernst Barlach unter Rolf Horn und dessen drei Geschwistern aufgeteilt.

1968
Bettina Horn beginnt ihre Tätigkeit im Hamburger Geschäft von Rolf Horn, wird dort Stylistin und ist für alle Häuser verantwortlich

1970er Jahre
Rolf Horn ist mit seinen Modekaufhäusern erfolgreich in Berlin und Hamburg und eröffnet 1972 ein weiteres Modehaus in München • Erweiterung der Sammlung, insbesondere um Werke von Ernst Ludwig Kirchner, Christian Rohlfs, Emil Nolde und Jawlensky

ab 1975
Erweiterung der Kunstsammlung gemeinsam mit Bettina Horn • u. a. Erwerb des ersten Werks von Alexej von Jawlensky (Mädchenhaft) • Ankauf von Großplastiken von Bernhard Heiliger und Volkmar Haase sowie Arbeiten zeitgenössischer Künstler wie Jan Koblasa

1984
Rolf Horn sieht in New York die Ausstellung Primitivism in Twentieth Century Art: Affinity of the Tribal and the Modern im Museum of Modern Art. Diese Erfahrung ist der entscheidende Impuls für die Ergänzung der Sammlung um Werke nicht-europäischer Herkunft.

1985
Hochzeit von Rolf und Bettina Horn

1988
Erste Präsentation der Sammlung als Dauerleihgabe im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf

1993
Errichtung der gemeinnützigen Rolf Horn Stiftung mit Sitz in Wedel und Einbringung der Kunstsammlung in die Stiftung (seit Januar 1994 Stiftung Rolf Horn)

1994/95
Finanziert durch Rolf Horn umfassende Sanierung und Herrichtung des früheren Museumsflügels für Volkskunde auf Schloss Gottorf durch den Berliner Architekten Jürg Steiner und Ausbau als dauerhafter Ausstellungsort für die Sammlung der Stiftung Rolf Horn und der Modernen Sammlung des Museums Schloss Gottorf

1995
Im Mai des Jahres stirbt Rolf Horn kurz vor der Eröffnung der neuen Ausstellungsräume auf der Museumsinsel Schloss Gottorf

1995 bis heute
Fortführung der Sammlung durch Bettina Horn • Erweiterung und Ergänzung um neue Positionen wie Max Beckmann, Werner Heldt, Hans Uhlmann sowie zeitgenössische Positionen wie Manfred Sihle-Wissel und Matthias Mansen • substanzielle Erweiterung der Werkkonvolute von Alexej von Jawlensky, Käthe Kollwitz, Emil Nolde und Christian Rohlfs sowie von Holzschnitten der Brücke-Künstler

2008/09
Bettina Horn veranlasst die Erforschung der Provenienzen aller expressionistischen Werke der Sammlung Horn durch die Hamburger Provenienzforscherin Dr. Silke Reuter.

2020
Bettina Horn veranlasst die Erforschung der Provenienzen und kulturellen Bedeutung der nicht-europäischen Werke der Sammlung Horn durch Dr. David Zemanek. • Erstellung eines Sachverständigen-Gutachtens sowie Eintrag der Werke in der Datenbank des African Heritage Documentation & Research Centre

2023/24
Ausstellungs-Tournee der Sammlung Horn mit Stationen im Kirchner Museum Davos, Museum Ostwall im Dortmunder U und Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)